Reisekrankheiten beim Hund

Durch unsere zunehmende Mobilität ergeben sich neue Probleme und Gefahren für unsere Vierbeiner. Waren es doch bis vor ein paar Jahre „nur“ die sogenannten Mittelmeerkrankheiten, kommen diese heute leider nicht mehr ausschliesslich im Mittelmeerraum vor. So werden die Vektoren (Ueberträger) der Reisekrankheiten immer häufiger auch in unseren Breitengraden nachgewiesen.

 

Leishmaniose

Erreger und Übertragung:

Die Leishmaniose ist eine sehr ernst zu nehmende, oft tödlich verlaufende Krankheit bei Hunden. Sie wird durch mikroskopisch kleine einzellige Parasiten mit dem Namen Leishmania infantum hervorgerufen, die durch den Stich der Sandmücke oder Schmetterlingsmücke (Phlebotomus perniciosus) auf den Hund übertragen werden. Die Sand- oder Schmetterlingsmücke ist eine nachtaktive, 2,5 -3 mm große und stark behaarte Mücke, die nicht summt. Sie ist in allen mediterranen Ländern und besonders auch in Lateinamerika weit verbreitet. Jedoch wurde sie auch schon in Mitteleuropa nachgewiesen.

Die «Saison» der Sand- oder Schmetterlingsmücke dauert von Mai bis September, bei mildem Spätsommerklima auch bis in den Oktober hinein.

Krankheit und Symptome:

Der Hund ist für eine Infektion mit Leishmanien sehr empfänglich, aber auch der Mensch kann sich infizieren, wobei hier eine Schwächung des Immunsystems gegeben sein muss. Darüber hinaus ist die Erkrankung beim Menschen einfacher zu behandeln als beim Hund und die Heilungschancen sind relativ gut. Anders stellt sich die Leishmaniose beim Hund dar, bei dem sie ein schweres und lang andauerndes Krankheitsbild hervorruft. Leishmaniose beim Hund ist nicht heilbar, im besten Fall kontrollierbar.

Durch den Stich einer infizierten Sand- oder Schmetterlingsmücke werden unzählige Leishmanien in die Haut des Hundes abgegeben und dort von ganz bestimmten unspezifischen Abwehrzellen (Makrophagen) aufgenommen. Durch die Wanderung der Makrophagen, in denen sich die Leishmanien vermehren, breiten sie sich im Körper des Hundes aus und befallen die inneren Organe.

Die ersten Krankheitssymptome zeigen sich frühestens drei Monate nach der Infektion. Krankheitssymptome können aber auch erst bis zu 18 Monate oder noch später nach der Infektion auftreten. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit einer Reise ist dann oft nicht mehr erkennbar.

Hunde die von Leishmaniose befallen sind, zeigen als erstes meistens Haarverlust, starke Schuppenbildung und kleine offene Wunden, besonders um die Augen und um die Schnauze. Danach können Entzündungen der Haut am gesamten Körper des Hundes auftreten. Besonders betroffen sind dabei Kopf und Hinterbeine. Auch können die Krallen oft überlang und brüchig werden.

Bei fortschreitender Krankheit verliert der Hund an Gewicht, obwohl sein Appetit gut ist. Zudem können Augenläsionen, Durchfall und Nasenbluten auftreten. Im späteren Stadium kommt es zu einer Blutarmut (Anämie) und schweren Nierenschäden, was zum Tode des erkrankten Hundes führen kann.

Behandlung und Prophylaxe:

Die Behandlung des erkrankten Hundes erfolgt mit verschiedenen Medikamenten (Bsp. Milteforan, Allopurinol, Glucantime) in Mono- oder Kombinationstherapie. Wichtig ist: all diese Medikamente und Therapieformen können den Erreger nicht aus dem Körper eliminieren!

Zusätzlich kann das Immunsystem gestärkt werden und die Ernährung auf eine proteinarme Diät umgestellt werden.

Die Prophylaxe der Leishmaniose ist immens wichtig. Es gibt Spot on Präparate oder Halsbänder, die Schutz bieten vor den Phlebotomen. Es ist sehr sinnvoll, die unterschiedlichen Produkte vor Ferienbeginn auszuprobieren und auf Alltagstauglichkeit und Verträglichkeit zu testen.

Zusätzlich gibt es relativ neu eine Schutzimpfung gegen Leishmaniose (CaniLeishÒ). Sie verhindert NICHT den Kontakt und die Uebertragung der Leishmanien. Daten zur Wirksamkeit haben gezeigt, dass das Risiko eine aktive Infektion bzw. eine klinische Erkrankung zu entwickeln für einen geimpften Hund 3,6 mal bzw. 4 mal geringer ist als für einen nicht geimpften Hund. Die erste Impfung darf frühestens im Alter von 6 Monaten stattfinden, danach wird sie zwei Mal im Abstand von 3 Wochen wiederholt. Die Immunität beginnt vier Wochen nach der letzen Impfung und hält ein Jahr. Der Hund muss vor der Erstimpfung im Blut negativ auf Leishmanien getestet worden sein. Es wird unbedingt empfohlen auch geimpfte Tiere zusätzlich mit einem Spot on Präparat oder einem Halsband zu schützen.

Weitere Informationen der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin zur Leishmaniose finden Sie hier, ebenfalls sehr interessant sind die Informationen zur Leishmaniose der Europäischen Vereinigung für Parasitologie (ESCCAP).

 

Dirofilariose (Herzwurmerkrankung)

Erreger und Übertragung:

Die Herzwurmerkrankung (Dirofilariose) ist eine parasitäre Krankheit der Hunde. Sie ist nur schwer zu behandeln und verläuft oft tödlich. Der Mensch ist ebenfalls empfänglich, häufig aber asymptomatischer Träger. Es gibt keine direkte Ansteckung vom Hund auf den Menschen, es braucht den Zwischenwirt (siehe unten).

Die Dirofilariose kommt vor allem in Nordamerika vor, ist aber auch im Mittelmeerraum und den (Sub)Tropen verbreitet. Einzelfälle wurden auch in Ungarn und im Tessin beobachtet.

Überträger der Mikrofilarien (Embryonen der Herzwürmer) sind über 60 Stechmücken-Arten. Die Stechmücke saugt das Blut eines mit Herzwürmern infizierten Hundes. In der Stechmücke entwickeln sich die Embryonen zu Larven. Beim nächsten Stechakt werden die Larven in das Blut des Hundes übertragen. Die Larve entwickelt sich innerhalb von 6 Monaten zum geschlechtsreifen Herz-Wurm und wandert dabei ins rechte Herz, die Lungenarterien und die große Hohlvene. Der erwachsene Wurm gibt Mikrofilarien ins Blut, die von einer Stechmücke weiterverbreitet werden. So wird der Zyklus aufrechterhalten.

Krankheit und Symptome:

Ein schwacher Befall kann asymptomatisch verlaufen. Eine erste Manifestation (5-7 Monate nach Infektion) äussert sich in Gewichtsverlust, schlechter Kondition, Husten und Bauchwassersucht (infolge Herzinsuffizienz). Bei fortschreitender Krankheit können Thrombosen, Leberschädigungen, Blutarmut, Nierenversagen und Gerinnungsstörungen entstehen

Behandlung und Prophylaxe:

In einem ersten Schritt werden die erwachsenen Würmer (Makrofilarien) abgetötet, alle Mittel gegen Makrofilarien sind relativ toxisch und können somit zu Unverträglichkeiten führen. Zudem kann während der Behandlung eine Thrombose oder ein Schock auftreten. 5-6 Wochen später werden auch noch die Mikrofilarien abgetötet, auch hier gibt es mehrere unterschiedliche Medikamente, die eingesetzt werden können.

Die Prophylaxe wird mit Halsbändern oder Spot on’s gegen die Stechmücken gemacht. Zusätzlich sollten auch noch Medikamente eingesetzt werden (Beispiel MilbemaxÒ), die eine abtötende Wirkung auf Mikrofilarien haben. Solange sich der Hund in einem solchen Gebiet aufhält, sollten sie alle 4 Wochen verabreicht werden. Die letzte Gabe erfolgt 4 Wochen nach der letzten Exposition.

 

Babesiose (= Piroplasmose)

Erreger und Uebertragung:

Babesien sind Protozoen, die in den Erythrozyten (rote Blutzellen) von Wirbeltieren parasitieren.

In Europa wird die Babesiose von den beiden Zeckenarten Dermacentor reticulatus (Kuh-, Au- oder Auwaldzecke) und Rhipicephalus sanguineus (Braune Hundezecke) beim Blutsaugen auf den Hund übertragen.

Die Babesien und ihre Vektoren kommen weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten und im mediterranenen Bereich vor. Immer häufiger in Mitteleuropa (z.B. Frankreich, Deutschland, Westschweiz).

Krankheit und Symptome:

Nach einer sehr kurzen Inkubationszeit von fünf bis 28 Tagen nach infektiösem Zeckenstich setzt hohes Fieber (bis 42 °C) ein. Appetitlosigkeit, Bewegungsstörungen oder Lahmheiten können ebenfalls auftreten. Infolge der Zerstörung der roten Blutkörperchen kann rotbraun gefärbter Urin auffallen. Ist der Verlauf akut, führt die Babesiose häufig zum Tode des Tieres.

Sind die ersten starken Fieberschübe überstanden, können Fieber, Appetitlosigkeit, Gelbsucht, Leber- und Milzvergrösserungen sowie verfärbter Urin auftreten, bzw. bestehen bleiben. In diesem chronischen Stadium können auch entzündliche Veränderungen der Augen sowie Netzhautablösungen auftreten. Im weiteren Verlauf kann das Zentralnervensystem geschädigt werden.

Überstehen Hunde die akute Phase unbehandelt, kann die „chronische Babesiose“ auch völlig symptomlos bleiben bei einem wieder normalen Blutbild. Viele Importhunde aus dem Süden befinden sich in dieser Phase. Diese Hunde stellen ein Erregerreservoir für Zecken dar, die dann beim nächsten Stich den Erreger auf andere Hunde übertragen können.

Behandlung und Prophylaxe:

Carbesia Injektion und symptomatische Therapien.

Auch hier kommt der Prophylaxe eine grosse Bedeutung zu. Einerseits sollte eine strikte Zeckenprophylaxe betrieben werden (Halsbänder, Spot on’s) andererseits gibt es zusätzlich die Möglichkeiten einer Chemo- oder Impfprophylaxe. Bei der Chemoprophylaxe wird einmalig eine Carbesia Injektion gemacht, der Schutz vor einer Infektion hält vier Wochen an. An der Injektionsstelle kann es zu einer schmerzhaften Reizung kommen. Bei der Impfung werden zwei Injektionen im Abstand von 2-6 Wochen gemacht, danach alle 6-12 Monaten wiederholt (je nach Endemiegebiet und Infektionsdruck). Der Impfstoff bietet nicht gegen alle Babesienstämme Schutz.

 

Ehrlichiose

Erreger und Übertragung:

Ehrlichien sind intrazellulär lebende Bakterien aus der Familie der Rickettsien. Sie sind weit verbreitet in den tropischen und subtropischen Gebieten südlich des 45. Breitengrades. Durch den Hundetourismus wurden aber auch schon bei uns sogenannt autochthone Infektionen festgestellt (Erkrankungen ohne Auslandaufenthalt).

Übertragen werden die Bakterien von der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus).

Krankheit und Symptome:

-akute Phase: Beginn ca. 1-3 Wochen nach der Infektion, Dauer etwa 2-3 Wochen. Die Symptome sind mild, unspezifisch, häufig werden Fieberschübe übersehen. Evtl. Appetitlosigkeit, eitriger Nasen- und Augenausfluss

-subklinische Phase: 6-9 Wochen nach der Infektion, Dauer über Monate bis Jahre. Symptomatik von mild bis ernsthaft (Blutarmut, Gewichtsverlust, innere Blutungen).

-chronische Phase: in ca. 50% der Fälle kommt es zu spontanen Blutungen in die Schleimhäute bedingt durch einen Mangel an Blutplättchen.

Behandlung und Prophylaxe:

Antibiotikum (Tetrazykline) über die Dauer von mind. 3 Wochen. Zusätzlich sollte eine zweimalige Behandlung mit Carbesia Injektionen im Abstand von 14 Tagen erfolgen. Einerseits wird damit die Wirkung der Tetrazykline verstärkt, andererseits werden allfällige durch den selben Vektor übertragene Babesien kontrolliert Doppelinfektionen sind relativ häufig).

Die Prophylaxe ist auch hier eine Zeckenprophylaxe mit Halsbändern oder Spot on Präparaten.